Home / Wissensbereich / Technische Grundlagen zu Wallboxen

Technische Grundlagen zu Wallboxen

Planung, Installation & Betrieb in Mietgemeinschaften

Eine eigene Wallbox in einem Mehrparteienhaus zu installieren, kann viele Fragen aufwerfen. Wie lässt sich die verfügbare Netzkapazität sinnvoll nutzen? Welche Lösungen gibt es, um den Stromverbrauch gerecht abzurechnen? Und wie kann die Anlage so geplant werden, dass sie auch in Zukunft erweiterbar bleibt? Gerade in Mietgemeinschaften müssen technische, regulatorische und organisatorische Aspekte genau durchdacht werden. Dieser Artikel beschäftigt sich mit den technischen Grundlagen und zeigt, welche Lösungen es für eine effiziente und zukunftssichere Ladeinfrastruktur gibt.

Technische Grundlagen zu Wallboxen

Technische Planung & Machbarkeitsanalyse

Die erfolgreiche Integration einer Wallbox in ein Mehrparteienhaus beginnt mit einer detaillierten Machbarkeitsanalyse. Zunächst muss geprüft werden, ob der Hausanschluss genügend Kapazität bietet, um mehrere Ladepunkte zu versorgen. Ein dreiphasiger 400V-Anschluss ist dabei erforderlich, um eine hohe Ladeleistung sicherzustellen. Die vorhandene Hauptsicherung, beispielsweise 63A, bestimmt maßgeblich die Anschlusskapazität und sollte in Zusammenarbeit mit dem Netzbetreiber überprüft werden. Bei längeren Kabelwegen empfiehlt sich ein Kabelquerschnitt von 5×6 mm², um Spannungsverluste zu minimieren und eine zuverlässige Stromversorgung sicherzustellen. Auch die Witterungsbedingungen müssen bedacht werden, weshalb für den Außenbereich IP54-zertifizierte Wallboxen genutzt werden sollten.

Lastmanagement: Statische, dynamische und offene Systeme

Ein essenzieller Bestandteil der Ladeinfrastruktur ist das Lastmanagement, das die verfügbare Leistung effizient verteilt und die Netzstabilität gewährleistet. Dabei existieren drei Ansätze, die je nach Größe der Anlage und Stromverbrauch des Gebäudes eingesetzt werden können.

  • Beim statischen Lastmanagement wird die maximal verfügbare Leistung gleichmäßig auf alle Ladepunkte aufgeteilt. Das bedeutet, dass jeder Ladepunkt eine vordefinierte Leistungsgrenze erhält, unabhängig davon, ob alle Ladepunkte genutzt werden oder nicht. Diese Lösung ist einfach zu implementieren und eignet sich für konstante Ladebedarfe, kann jedoch in Stoßzeiten zu langen Ladezeiten führen.
  • Das dynamische Lastmanagement hingegen passt die Ladeleistung flexibel an den aktuellen Gesamtverbrauch im Gebäude an. Es misst den Energieverbrauch der gesamten Immobilie in Echtzeit und verteilt den verbleibenden Strom an die Wallboxen. Dadurch wird vermieden, dass der Hausanschluss überlastet wird, und es kann eine höhere Ladeleistung ermöglicht werden, wenn andere elektrische Verbraucher im Haus nicht aktiv sind. Besonders bei mehr als acht Ladepunkten ist diese Technologie sinnvoll, da sie eine adaptive Energieverteilung ermöglicht.
  • Zusätzlich gibt es das offene Lastmanagement, das nicht nur den Hausverbrauch, sondern auch externe Faktoren wie Photovoltaikanlagen oder Energiemanagementsysteme einbezieht. Dabei können Wallboxen mit anderen steuerbaren Verbrauchern vernetzt werden, um die Eigenstromnutzung aus einer PV-Anlage zu optimieren oder den Ladeprozess an variable Stromtarife anzupassen. Diese intelligente Steuerung ermöglicht es, die Ladeinfrastruktur effizienter und kostensparender zu betreiben.

Netzbetreiberabstimmung & rechtliche Anforderungen

Vor der Installation muss die Wallbox beim Netzbetreiber angemeldet werden, da jede neue Ladeeinrichtung Auswirkungen auf die Netzstabilität haben kann. Ab einer gewissen Anzahl von Ladepunkten kann eine Netzverträglichkeitsprüfung erforderlich sein, um sicherzustellen, dass die lokale Stromversorgung nicht überlastet wird. In einigen Fällen kann es notwendig sein, die Netzkapazität durch einen Leistungsausbau zu erhöhen.

Zudem sind Sicherheitskomponenten wie FI-Schalter Typ B und passende Leitungsschutzschalter vorgeschrieben, um den sicheren Betrieb der Wallbox zu gewährleisten. Die WEG-Novelle 2022 hat den rechtlichen Rahmen für die Installation in Mehrfamilienhäusern erleichtert, sodass Mieter ein Recht auf eine eigene Lademöglichkeit haben, dennoch ist eine Abstimmung mit der Eigentümergemeinschaft ratsam.

Betrieb & Abrechnung: Technische Lösungen für faire Kostenverteilung

Um die Ladekosten gerecht auf die Nutzer zu verteilen, gibt es verschiedene technische Lösungen für die Abrechnung. MID-zertifizierte Stromzähler ermöglichen eine eichrechtskonforme Verbrauchserfassung, sodass jeder Mieter nur seinen tatsächlichen Energieverbrauch zahlt. Viele Wallboxen bieten RFID-Karten oder App-basierte Systeme, um den Ladevorgang individuell zuzuordnen. Über Cloud-Dienste kann die Abrechnung sogar automatisiert erfolgen, sodass am Ende des Monats eine detaillierte Rechnung für jeden Nutzer erstellt wird. Eine zentrale Frage ist dabei, ob die Kosten über die Nebenkosten abgerechnet oder von einem externen Abrechnungsdienstleister übernommen werden.

Wartung & Instandhaltung

Eine regelmäßige Wartung verlängert die Lebensdauer der Wallboxen und gewährleistet den sicheren Betrieb. Besonders in gewerblichen oder gemeinschaftlich genutzten Ladeinfrastrukturen ist die DGUV-3-Prüfung Pflicht, die je nach Nutzung alle fünf bis zehn Jahre durchgeführt werden sollte. Intelligente IoT-Sensoren ermöglichen eine Fernüberwachung, sodass Fehler frühzeitig erkannt und behoben werden können. Viele Betreiber setzen auf Serviceverträge, die einen 24-Stunden-Support beinhalten, um Ausfallzeiten zu minimieren und einen reibungslosen Betrieb sicherzustellen.

Wissensbereich - Wissenswertes zu E-Solutions, Wallboxen, Beleuchtungstechnik, Energiemanagement und IT-Sicherheit

Zukunftssichere Erweiterung der Ladeinfrastruktur

Da die Zahl der Elektrofahrzeuge in den kommenden Jahren weiter steigen wird, ist eine skalierbare Planung entscheidend. Bereits bei der Erstinstallation sollten Leerrohre für zukünftige Ladepunkte berücksichtigt werden, um spätere Nachrüstungen zu erleichtern. Modulare Plug-and-Play-Lösungen ermöglichen eine einfache Erweiterung der Ladeinfrastruktur, ohne dass umfangreiche Umbaumaßnahmen erforderlich sind. Auch das Lastmanagement sollte mit Blick auf zukünftige Hardware-Upgrades flexibel gestaltet werden, um künftige Entwicklungen problemlos zu integrieren.

Fazit

Die Planung und Installation von Wallboxen in Mietgemeinschaften ist mit verschiedenen technischen, organisatorischen und rechtlichen Herausforderungen verbunden. Ein durchdachtes Lastmanagement, das statische, dynamische oder offene Ansätze berücksichtigt, sichert eine effiziente Stromverteilung und verhindert Netzüberlastungen. Zudem sind die Abstimmung mit dem Netzbetreiber, die Wahl einer fairen Abrechnungslösung sowie regelmäßige Wartungsmaßnahmen essenziell für einen langfristig sicheren und wirtschaftlichen Betrieb. Wer von Anfang an eine zukunftsorientierte Planung verfolgt, kann seine Ladeinfrastruktur kosteneffizient erweitern und optimal auf kommende Mobilitätsanforderungen vorbereiten.

Hotline +49 89 9033812